Ein großer Schritt vorwärts für die Stadthalle. Und zwei zurück.

Mit dem Baudurchführungsbeschluss hat der Stadtrat Bayreuth das Startsignal für Sanierung und Umbau der Stadthalle gegeben und mit der Verabschiedung des Nutzungskonzeptes gleichzeitig die Voraussetzungen für die zugesagten Fördermittel geschaffen. Eine gute Entscheidung, die unsere Fraktion der Grünen und Unabhängigen mitträgt.

06.12.16 –

Mit dem Baudurchführungsbeschluss hat der Stadtrat Bayreuth das Startsignal für Sanierung und Umbau der Stadthalle gegeben und mit der Verabschiedung des Nutzungskonzeptes gleichzeitig die Voraussetzungen für die zugesagten Fördermittel geschaffen. Eine gute Entscheidung, die unsere Fraktion der Grünen und Unabhängigen mitträgt. Vorausgegangen war eine elend lange Diskussion, die vor allem von denjenigen Kolleginnen und Kollegen geführt wurde, die aus ihrer grundsätzlichen Ablehnung des Projektes nie ein Geheimnis gemacht haben. Dass nicht alle den Weg mitgehen wollen, ist in Ordnung. Der Mehrheit, die ihn gehen will, ständig Kiesel vor die Füße zu werfen, einfach nervig. Dabei verliert man gern den Überblick, wie das Abstimmungsverhalten der SPD beweist.

Förderrichtlinien erschweren multifunktionale Nutzungen
Die vom Finanzminister großzügig zugesagte Förderung der „förderfähigen Kosten“ hat - wie so oft bei der Bayerischen Staatsregierung - einen gewaltigen Pferdefuß. Förderfähig ist nur eine überwiegend kulturelle Nutzung, die das Kulturamt mit mindestens 85% in Zahlen gefasst hat. Der Kulturbegriff der CSU lässt dabei wenig Raum für Kulturformen außerhalb der Hochkultur. Diese Einschränkung wollen wir als Fraktion nicht hinnehmen, sondern kreative Lösungen entwickeln, die einem offenen, demokratischen Gemeinwesen entsprechen. Wo Menschen zusammenkommen und diese Begegnungen frei von Fremdinteressen gestalten, wo sie kommunizieren und Gesellschaft erleben, da entsteht nach unserem Verständnis Kultur. Dazu gehört auch Politik, weshalb wir dem Ausschluss politischer Veranstaltungen in Zukunft widersprechen werden. Darüber hinaus benötigt die Stadt Bayreuth Veranstaltungen, die zur Deckung der laufenden Kosten einen Beitrag leisten können. Kongresse, Seminare und Vorträge finden ihren Platz in der neuen Stadthalle, sei es im gesamten Haus oder in einzelnen Räumen gleichzeitig zu anderen Veranstaltungen. So ärgerlich die Förderbedingungen sind, so wenig sind sie ein Grund, das Projekt insgesamt erneut in Frage zu stellen, wie es die Gegner getan haben. Den verbleibenden Anteil von 15% nicht kultureller Veranstaltungen zu akquirieren, bleibt eine ambitionierte Aufgabe. Gemessen am Gesamtvolumen wären das z.B. Immer noch bis zu 20 Kongresse, die das gesamte Haus nutzen. Nebenbei: schon ein Dutzend dieser Veranstaltung tragen zum Ergebnis mehr bei, als die doppelte Anzahl in einem zusätzlich errichteten Kongresszentrum, das die Gegner der Stadthallensanierung als vermeintlich günstigere Alternative vorgeschlagen haben.

Ärger über die Reissinger-Erben
Dunkelbraune Holzvertäfelung, ein viel zu großes Wappen an der Stirnwand, die Heldenköpfe im Foyer: So, wie das Haus sich heute darstellt, ist es ein Symbol dafür, dass sich die Ästhetik der Nazis noch in die junge Bundesrepublik retten konnte. Mit einer lächerlichen Geldsumme konnte der Architekt seine Verwicklungen in ein System sühnen, das jede Art von Recht gebrochen hat. Wenn seine Erben heute auf das Urheberrecht bestehen und damit reichlich Kasse machen wollen, mag das juristisch korrekt sein.
Wir finden es unmoralisch und schäbig.
Wir erneuern unsere Aufforderung an den Architekten, die Planer und die Bauverwaltung, jetzt frei von stilistischen Zitaten einer kulturlosen Epoche endlich den zeitgemäßen Raum zu schaffen, den Bayreuth dringend braucht, und für den die Bürgerinnen und Bürger eine große Summe an Steuergeldern aufbringen. Es geht nicht um Geschmacksfragen. Es geht zum Beispiel darum, ob eine Balldekoration im Fasching weitgehend durch Lichteffekte und Bildprojektionen ersetzt werden kann, damit schnell auf eine andere Nutzung umgerüstet werden kann. Dass auf eine helle, neutrale Fläche einfacher projiziert werden kann als auf Nußbaumpanele ist keine Frage der Ästhetik, sondern der Physik. Ohne eine kritische Begleitung droht aus der Stadthallensanierung ein Millionengrab zu werden.

Wir als Fraktion der Grünen und Unabhängigen stellen uns der Verantwortung und nehmen diese Aufgabe an.

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