Statement der Stadtratsfraktion

06.07.20 –

Mit großem Interesse, aber auch wachsender Sorge beobachten wir als Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und Unabhängigen im Bayreuther Stadtrat die Diskussion über rassistische Namen und Abbildungen und nehmen dazu wie folgt Stellung:

 

Erstens:

Was rassistisch ist und was nicht, beurteilen zuvorderst diejenigen, die von Rassismus betroffen sind und nicht diejenigen, die einem Kulturkreis entstammen, der Rassismus ausübt. Wir verbieten keine Diskussionen, aber wer seine Freiheit bedroht sieht, weil er das N-Wort nicht mehr unwidersprochen sagen darf, trägt zum Diskurs weniger bei als Menschen, die Verfolgung und Ausgrenzung am eigenen Leib erleben. Eine wichtige Prämisse ist die Anerkenntnis, dass Sprache und Bedeutung sich im Laufe der Zeit ändern. Bemerkungen, dass es doch "nur Wörter" seien, dass "man das früher halt so gesagt hätte" oder dass "es nicht so gemeint gewesen sei", entkräften Rassismus nicht, sondern sind Teil davon.

 

Zweitens:

Wenn der Pachtvertrag für eine Apotheke eine Namensänderung verbietet, kann der Inhaber das nicht umgehen. Sehr wohl kann er aber an prominenter Stelle ein deutliches anti-rassistisches Statement veröffentlichen und auf eine Schaufenster- und Ladendekoration, die ebenfalls rassistisch ist, verzichten. Das wäre der sachlichen Auseineinadersetzung allemal dienlicher, als sich zum Opfer stilisieren zu lassen.

 

Drittens:

Der Faschingsverein gründet seinen Namen auf eine zutiefst rassistische Begebenheit. Dass nach seiner Deutung am Ende die Täter als die Dummen da stehen, ändert nichts an der Tatsache, dass es sich um einen Akt von Gewalt und staatlichem Zwang handelt. Uns erschließt sich nicht, warum ausgerechnet Unwissen, Borniertheit und mangelnde Weltsicht der damaligen Bayreutherinnen und Bayreuther als Tradition in die Gegenwart getragen werden soll.

 

Was uns zu Viertens führt:

Unsere Sprache wandelt sich, und erfreulicherweise sind mehr und mehr Menschen aufmerksamer, wie gegenüber Frauen, Menschen anderer sexueller Orientierung oder aus anderen Kulturen gesprochen wird. Gäste aus aller Welt kommen als Touristen oder Festspielgäste. Die Stadt macht große Anstrengungen, Studierende, Unternehmen und Arbeitskräfte einzuladen, in Bayreuth heimisch zu werden.
Natürlich kann man auf dem beharren was immer schon so war und es scheinwissenschaftlich erklären. Man kann es aber auch ändern. Dazu sind wir als Grüne und Unabhängige bereit.